Besuch bei der Bildhauerin Michaela Biet im Atelier und der Ausstellung

Im März haben haben drei Freundinnen und ich wieder eine Künstlerin in ihrem Atelier besucht. Dieses Mal eine, die wirklich große Arbeiten macht aus Stein und Eisen.
Michaela Biet, geb. 1957,  ist eine Bildhauerin, die keine Angst vor großen Brocken hat. Zentnerschwer ist ihr Rohmaterial und da braucht es schon einen kleinen Hebekran, damit alles an Ort und Stelle kommt. 


Auch Transporte an die Orte, wo die Kunstwerke später stehen sollen, müssen mit schwerem Gerät versehen sein. Zu der jetzigen Ausstellung im Renaissance-Garten des Tucherschlosses musste ein Spezialfahrzeug angemietet werden.

Viele ihrer Arbeiten sind im öffentlichen Raum zu sehen und müssen jedes Wetter aushalten. Seit April 2022 hat sie eine Ausstellung im wunderschönen Park des Tucherschlosses hier in Nürnberg und wir konnten die Stücke, die wir im verwilderten Garten ihres Ateliers sahen, nun in einem ganz anderen Ambiente betrachten.

Kunst im öffentlichen Raum ist mir persönlich noch wichtiger geworden, seit es die Schließungen von Museen in Zeiten von Corona gab. Nie war mir so bewusst, wie sehr mir Kunst fehlt und nie war ich so dankbar dafür, umsonst und draußen Kunst zu erleben. Das hat mir manche coronabedingte Niedergeschlagenheit erspart.

 

Im Garten des Ateliers lagen bei unserem Besuch im März die fertigen Kunstwerke und im Garten des Tucherschlosses sind sie seit April bis zum Oktober in der Ausstellung „Kosmos“ zu sehen. 
Ein ganz anderes Seh-Erlebnis.
Im Museenblog können Sie nachlesen wie sie die Kunstwerke genau für diese Ausstellung erarbeitet und u.a. einen riesigen Stein spaltet, dessen  Mitte sie bearbeitet. Sehr spannend!


Auszug aus dem Prospekt zur Ausstellung:

… Mit ihren kraftvollen Plastiken und Skulpturen aus Stein, Eisenguss und gebrannter schwarzer Erde thematisiert sie zeitlose Grundformen des Lebens, zeigt elementare Facetten des Kosmos in teils starker Vergrößerung. …


Michaela Biet hat in Nürnberg an der Akademie der Bildenden Künste bei Wilhelm Uhlig studiert.  Sie ist eine sehr renommierte Künstlerin und bekommt häufig Aufträge für Kunst im öffentlichen Raum.
Ihre Arbeit am Stein ist hart und oft staubig und so sehr sie diese Arbeit als Bildhauerin liebt, so sehr ist sie doch auch anstrengend. Acht Stunden am Tag kann sie nicht mit dem harten Material arbeiten. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes „Knochenarbeit“. 
Einen Ausgleich bieten die Ausarbeitungen ihrer Ideen in den kleinen Modellen oder die Arbeit mit Eisen oder gebrannter Erde.
Ihre Steine bezieht sie bevorzugt aus Steinbrüchen im Altmühltal bei Solnhofen. Sie sind nicht ganz so hart wie Granit und dennoch hart genug. Um ihre Wünsche bezüglich der Materialien zu erfüllen, muss sie manchmal länger suchen. Eine Firma, die die eingefügten Eisenteile in der richtigen Legierung oder Farbe herstellt zum Beispiel. Sie hat klare Vorstellungen davon, wie das Kunstwerk aussehen soll und sucht so lange, bis sie das Richtige findet.
Vorher erstellt sie meist ein kleines Modell, das dann als Vorlage für den großen Entwurf dient. Hier kann man einige Modelle sehen:

Modelle und Ideen

Ihr Arbeitsplatz in der Werkstatt ist wie eine kleine Fabrikhalle mit all den Werkzeugen. Das ist nicht gemütlich und auch nicht warm.
Ihr kleines Atelier nebenan ist hell und wird von einem Holzofen beheizt. Es liegt im Grünen am Rand der Stadt. Frau Biet kann ihre Stein-Vorräte draußen lagern und sich inspirieren lassen. Eine sehr schöne Umgebung für eine Künstlerin.

Skulpturen aus Eisen und gebrannter Erde


Sollten Sie Interesse haben, ihre Kunstwerke zu sehen, bietet sich noch bis 3. Oktober im Renaissance-Garten des Tucherschlosses in Nürnberg die Gelegenheit. Immer Dienstags und Mittwochs ist der Garten kostenlos geöffnet. Sonst über den Besuch mit regulärem Eintritt im Schloss.
Wer sich noch genauer informieren will kann auf ihrer Website viel erfahren.

Uns jedenfalls haben die Ausstellung und der Besuch im Atelier sehr gut gefallen.

Wir bedanken uns sehr herzlich bei Frau Biet, dass sie uns ihr Atelier und die Werkstatt gezeigt hat und uns über sich und ihre Arbeit erzählt hat. Ich war sehr beeindruckt davon.

Vielleicht empfinden Sie das ebenso. Mich würde es freuen.

Es grüßt Sie sehr herzlich,
Ihre

Sieglinde Graf

Fotos:
Sieglinde Graf mit der freundlichen Genehmigung zur Veröffentlichung durch Frau Biet

P.S. Die letzte Künstlerin, die wir besucht haben war Heidi Drahota in ihrem Textilatelier. Hier können Sie es nachlesen: https://blog.da-sempre.de/2021/07/24/frauenpower-im-textilatelier-von-heidi-drahota/


10 Antworten auf „Besuch bei der Bildhauerin Michaela Biet im Atelier und der Ausstellung“

  1. Was für ein schönes Ausstellungsgelände mit ansprechender Präsentation! Und die Skulpturen sind auch haptisch sehr reizvoll, scheint‘s. So ein Kran ist klasse! Die bildhauernde Nachbarin muss immer starke Männer borgen und kann über eine bestimmte Größe nicht hinaus arbeiten. Gut, wenn frau alternative Materialien hat. Interessant, was du zu deinen Erfahrungen ohne Kunst während des Loxkdowns schreibst. Ich war froh, endlich wieder die Bücher meiner umfangreichen Sammlung zur Hand nehmen zu mögen.
    Gute Nacht!
    Astrid

    1. Liebe Astrid,
      es freut mich, dass Dich die Skulpturen und ihre Präsentation ansprechen. Sie passen großartig in den wunderschönen Park, das finde ich auch (in dem Schloß haben wir übrigens vor vielen Jahren geheiratet und in dem Park gab’s einen kleinen Sektempfang – ich liebe diesen kleinen Garten!).
      Du hast eine bildhauernde Nachbarin, wie spannend! Ich finde Frau Biet und ihre Arbeiten sehr imponierend.
      Deine Bücher sind des Lesens und Studierens wert, nicht nur im Lockdown. Das habe ich ja schon oft im Blog bei Dir gesehen. Mir war mehr nach Frischluft und Kunst auf Du und Du… In Nürnberg gibt es unglaublich viel Kunstwerke im Öffentlichen Raum und ich kenne sehr viele davon. Nicht nur im Lockdown besuche ich sie, aber da waren sie mir echt eine Lebenshilfe.
      Herzlichst, Sieglinde

  2. Liebe Sieglinde, genau das macht Kunst im öffentlichen Raum so wertvoll. Sie ist zugänglich und es ist für viele Menschen ein Bedürfnis geworden. Schön was Du über Kunst und wie sie Dir durch den Lock down geholfen hat, sagst. Sehr interessant zu lesen und überhaupt ist das eine schöne Blogreihe. Frau Biet leistet hier wirklich Knochenarbeit, mit diesen tonnenschweren Objekten. Respekt. Die kleinen Stücke gefallen mir jedoch auch sehr gut. Danke für die Kunst zum ersten Morgenkaffee.
    Herzliche Grüße Tina

    1. Liebe Tina,
      gern habe ich Dir zum Morgenkaffee Kunst gereicht…
      Es freut mich, dass sie Dir gefällt und dass Du auch die Kunst im öffentlichen Raum so schätzt. Sie wird ja oft übersehen oder nicht wert geschätzt. In Nürnberg gibt es sehr viel davon und ich kenne sehr viele Kunstwerke, weil ich sie öfters ganz bewusst aufsuche. Manchmal machen wir auch eine kleine Radtour daraus und verbinden weit entfernte Kunstwerke so miteinander. Tour de Kunst, sozusagen :-).
      In dem Schloß habe ich übrigens vor vielen Jahren geheiratet und so habe ich auch zum Renaissance-Garten, in dem es einen kleinen Sektempfang damals gab, einen sehr persönlichen Bezug.
      Damals sah es noch nicht so schön aus wie heute. Ist doch schön, dass auch manches besser wird!
      Hab einen feinen und beschwingten Tag,
      Sieglinde

  3. Die Idee, den Stein von innen zu bearbeiten, finde ich besonders interessant. Ansonsten kann ich mit solchen Skulpturen eher wenig anfangen. Da fehlt mir ein Gen für.

    Allerdings habe ich neulich in Hamburg doch eine beeindruckende gesehen: ein riesiger Steinquader bei der Musikhalle, in dem auf den vier Seiten jeweils ein Portrait von Brahms herausgearbeitet ist in vier Lebensphasen. Da gefiel mir die bildliche Darstellung in Kombination mit dem Material und der beeindruckenden Größe des Quaders.

    Weitere schöne Entdeckungen wünscht Euch
    Ines

    1. Ja, den Stein von innen zu bearbeiten, das ist wirklich etwas Besonderes. Da wird quasi ein Geheimnis gelüftet… Frau Biet kann das perfekt.
      Es freut mich, dass Du eine Skulptur gefunden hast, die Dir gefällt. Ich denke, in unterschiedlichen Lebenslagen spricht uns unterschiedliche Kunst an.
      Danke für Deine Wünsche. Schöne Entdeckungen werden wir sicher immer wieder machen, da wir gern und mit wachen Augen durch unsere Stadt gehen bzw. radeln.
      Ein feines Wochenende wünscht herzlich, Sieglinde

  4. Liebe Sieglinde,
    ich seh Brüste…! Sehen aber schön aus, die Skulpturen, auch wenn ich ein richtiger Kunstbanause bin, kann ich mir vorstellen, was dazu gehört, solche Rundungen „aus dem Stein zu hauen“. Bildhauer sind auch echte Handwerker, das ist eine Knochenarbeit (kannte auch mal einen). Was Frau Biet da geschaffen hat, sind jedenfalls tolle Stücke. Und selbst ich kann nachvollziehen, dass Du so empfindest wegen der „kunstfreien“ Corona-Zeit, denn wenn man etwas liebt, fehlt es natürlich. Frei zugänglich, ohne große (manchmal auch gesellschaftliche) „Schranken“, sollte Kunst ohnehin immer sein, finde ich.
    Herzliche Grüße,
    Maren

    1. Liebe Maren,
      ja, was wir sehen, ist nicht unbedingt das, was es – auch noch – ist :-). Frau Biets Arbeiten sind von der Idee her subtiler und eigentlich wohl auch kleinformatig im Großformat sozusagen. Wie unter einen Mikroskop kann man sich das manchmal vorstellen. Sie gestaltet oft organische Formen, die nun auch mal riesig sind. Ich wage fast nicht den Vergleich mit dem Corona-Virus, das man ja auch nicht sieht, das aber eine enorme Form hat… Du verstehst?!
      Auf jeden Fall macht sie ihre Arbeit auch handwerklich perfekt und das allein nötigt mir schon großen Respekt ab.
      Wie Recht Du hast mit der frei zugänglichen Kunst! Ohne Schranken, das hast Du schön gesagt.
      Danke fürs Vorbeischauen und herzliche Grüße,
      Sieglinde

  5. Ich bewundere jeden, der Kunst kann. Mir fehlt dieses Talent.
    Bildhauerei finde ich besonders faszinierend, egal, ob mir das Endergebnis gefällt oder nicht: Denn dieses Denken, wie etwas wird, dieses dann umzusetzen und zu schaffen- wow.
    Danke fürs Zeigen, liebe Sieglinde.
    Liebe Grüße
    Nicole

    1. Mir gehts auch so, liebe Nicole. Ich habe auch kein Kunst-Talent im herkömmlichen Sinn.
      Umso mehr freue ich mich über künstlerische Menschen und ihre Werke, an denen ich teilhaben kann.
      Sie eröffnen mir oft neue Welten und so bin ich dann auch irgendwie künstlerisch dabei…
      Schön, dass Dir gerade die Bildhauerei so gut gefällt. Ich war jeden falls „schwer“ beeindruckt.
      Herzlich, Sieglinde

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