Fahren Sie doch mal nach Mähren

Vielleicht haben Sie sich einiges vorgenommen, was Sie 2013 umsetzen wollen? Vielleicht sogar schöne Reisepläne?

Dazu möchte ich Ihnen heute einen Tipp geben: Fahren Sie doch mal nach Mähren.

Mein Mann und ich haben im letzten Jahr einige Kurzreisen unternommen.  Anfang Juni z.B. waren wir in Mähren. Das sagt Ihnen nichts? Dies wundert mich nicht, denn auch die Reiseführer-Literatur gibt hier praktisch nichts her. Böhmen, ja das kommt einem schon nicht so unbekannt vor – liegt da nicht auch Prag?

Mähren grenzt östlich an Böhmen und liegt damit ebenfalls in Tschechien. Ein grünes Land, ein Landstrich mit enormen Kunstschätzen und einem Reichtum an Kultur in traumhaft schönen kleinen Städten, Schlössern und Kirchen. Die berühmten tschechischen Märchenfilme könnten alle in Mähren gedreht werden. Die Kulissen dafür sind einfach so vorhanden in den wunderschönen Städten und der geruhsamen Landschaft.

Telc ist ein zauberhaftes Beispiel dafür.

Datei:Telc109.jpg

Foto: Hans Weingartz, Wikipedia

Einmalig ist der riesige langgezogene Marktplatz mit seinen Renaissance Häusern und seinen Laubengängen. Alles wunderbar restauriert – mit EU-Mitteln übrigens  – und unentdeckt wie ein Rohdiamant. Kaum ausländische Touristen, obwohl es von der österreichischen Hauptstadt vielleicht gerade mal 120 km entfernt ist. Dass wir uns aber in anderen Sphären bewegen, war mir gar nicht so bewußt. Tschechien ist doch EU dachte ich und hatte nicht bedacht, das EU nicht automatisch Euro bedeutet. Dort wird nämlich mit Kronen bezahlt. Und da es touristisch nicht so erschlossen ist, gilt der Euro dort auch nicht automatisch als Währung. In manchen Museen haben wir deshalb leider keinen Eintritt erhalten und in manchem Gasthaus keinen Kaffee, weil wir keine Kronen hatten. Man ist es so schon so gewohnt über eine offene Grenze zu fahren und die gleiche Währung zu haben, dass man ganz darauf vergisst, dass nicht überall der Euro gilt.

Doch was wir gesehen haben, hat uns begeistert. Alles war sehr gepflegt und liebevoll restauriert. Mit Englisch kamen wir gut durch. Deutsch wurde auch ein wenig gesprochen. Man sollte jedoch wissen, dass wir als Deutsche auch ein dunkles Stück Geschichte zusammen haben, die bis heute teilweise unaufgearbeitet ist.

Sehr beeindruckt hat uns die Jüdische Stadt in Trebic. Hier wurde ein ganzes Stadtviertel restauriert und die Geschichte seiner jüdischen Bewohner sehr informativ und gut nachvollziehbar dargestellt.

Dort hatten wir auch Glück mit dem Mittagessen. Die Wirtin hat unsere Euros akzeptiert und wir kamen in den Genuss von regionalen Knödeln und Gulasch.

Gustav Mahler wurde in der Nähe geboren und auch sonst atmet hier alles Kultur. Wenn Sie also einmal in ein besonderes Land fahren möchten, kann ich Ihnen Mähren nur empfehlen. Tauschen Sie Euro um in Kronen und lassen Sie sich ein auf diesen unbekannten Landstrich mitten in Europa.

Und wenn Sie Lust haben, schreiben Sie einen Reiseführer darüber, damit füllen Sie eine Marktlücke. Seien Sie versichert, ich bin Ihre erste Käuferin.

Sieglinde Graf,  Januar 2013