Bei da sempre gibt es nicht nur Schönes, sondern auch „Schön-Geistiges“. Außergewöhnliche Literaturangebote von Autorinnen, mit denen wir auch freundschaftlich verbunden sind, finden Sie bei uns.
Ganz neu in unserem Angebot (alle Bücher finden Sie übrigens im Shop unter Poesie):
Die klugen Frauen von Weimar – ein wunderschönes „Bilderbuch“ geschrieben von Ulrike Müller, einer ebenso klugen Frau aus Weimar. Dieses Buch wurde kürzlich im Spiegel ausführlich gewürdigt. Wenn auch die Spiegel-Journalistin der Meinung war, Frauen in den neuen Biografien würden insgesamt „zu gut wegkommen“. Sie können sich Ihre Meinung selbst bilden.
Um einen kleinen Einblick in das Schaffen und „Ticken“ einer Autorin zu erhalten, habe ich Margarita Fuchs interviewt.
Als Geschenk exclusiv an Sie als da sempre Kundinnen und Kunden hat sie ein Gedicht geschrieben, das am Ende des Interviews steht.
Fünf Fragen an Margarita Fuchs, Autorin
da sempre, Sieglinde Graf: Es ist aufregend eine Autorin im Shop zu haben, die gerade einen Preis bekommen hat. Wie kam es zu dem Preis und welche Gefühle verbindest du damit?
Margarita Fuchs: Im „Börsenblatt österreichischer Autorinnen und Autoren“ fand ich die Ausschreibung zum 12. MDR-Literaturwettbewerb 2007. Gesucht wurde ein unveröffentlichter Prosatext, eine Shortstory. Bedingung: der AutorIn musste bereits eine Veröffentlichung vorweisen. Als ich erfuhr, dass ich aus über 1800 Einsendungen in die Finalrunde nach Leipzig eingeladen worden war, noch dazu als erste Österreicherin seit Bestehen des Preises, war ich wirklich fassungslos und sehr glücklich. Es ist erwiesen, dass mehr Männer als Frauen Literaturpreise erhalten und wenn, dann erst viel später.
da sempre, Sieglinde Graf: Manchmal hatte ich schon im Leben das Gefühl, alles irgendwie durch zu haben. Und dann kam eine völlig neue Idee daher, ein Impuls, der nochmals neu bündelte, was ich bisher gedacht und erlebt hatte. Wie erging Dir das im Laufe Deines Lebens besonders um die 50?
Margarita Fuchs: Besonders schwerwiegende Ereignisse wie große Abschiede oder Krankheit gaben meinem Leben meist eine neue Richtung. Ich hatte das Glück, abseits der geraden Straße gewundene Wege zu entdecken. So wurde ich mit 51 Jahren freiberufliche Autorin.
da sempre, Sieglinde Graf: Mir ist es leider immer völlig rätselhaft wie Schriftsteller(Innen) „ticken“. Was geht Euch im Kopf rum, wie wird es verarbeitet, was darf „raus“, was bleibt drin?
Margarita Fuchs: Vielfalt will erfasst, bestaunt werden, das Futter wird nach außen gedreht. Schon schauen die Gedanken anders aus. Die Welt auch. Raus darf die Kraft der Sprache, die Kraft der Natur. Drin bleiben soll der Blick in den Spiegel („Je est un autre“, Rimbaud).
da sempre, Sieglinde Graf: Was macht Deine Autorinnen-Tätigkeit mit Dir im Bezug zu Deiner ganz persönlichen Umwelt? Ist alles irgendwie Stoff und wird verarbeitet? Wirst Du anerkannt? Wie fühlst Du Dich selbst im Geschehen Deines realen Lebens?
Margarita Fuchs: Eine gewisse Unruhe entsteht. Schreibst du jetzt darüber? werde ich oft gefragt. Die kleinste Geste kann dann Stoff werden, vorausgesetzt sie besitzt Resonanz. Grundsätzliche Fragestellungen lassen sich sehr gut über Alltägliches thematisieren. Es gibt weder ein kleines Thema, noch ein kleines Leben. Sei es beim Kartoffel schälen oder beim Gedichte schreiben. Es wird beim Wort genommen, was nicht auch in mir sein könnte.
da sempre, Sieglinde Graf: könntest Du bitte uns LeserInnen eine Kostprobe geben: ein Gedicht, einen Gedanken, eine kleine Geschichte, die zeigen, wie und was Du schreibst?
Margarita Fuchs:
am 32. tag werde ich
ein fest feiern
mit den ungesagten wörtern
den unterbliebenen gesten auf grund
ich werde den stummen sätzen
gläserne schalen bauen
die dottergelbe sonne
aufs dach binden
unter ihrer zunge
brennt ihr herz
anatomisch.