Osterspaziergang mit Goethe

Sie kennen alle den Anfang von Goethes Gedicht aus dem Faust, das gemeinhin unter dem Titel „Osterspaziergang“ bekannt ist.

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick
,

Diese ersten beiden Sätze sind Inspiration für einen Ausflug nach Weimar im Frühling.

Nicht nur, dass sich dieser kleine Ort lohnt, er ist auch wunderbar spaziergänglich. Weimar ist klein und Weimar ist grün.

Der Park an der Ilm, in dem Goethes berühmtes Gartenhaus liegt, eignet sich wunderbar für einen ausgedehnten Spaziergang auf Goethes Spuren. Sie folgen ihm hier auf wichtigen Lebensstationen:

die Brücke, an der er Christiane Vulpius begegnete,

sein anmutiges Gartenhaus,

das Haus der Frau von Stein am Rande des Parks,

die Ilm, die er als junger Mann mit dem Pferd durchritt

Viele wunderbare Gedichte entstanden hier im Gartenhaus und noch heute liegt ein Zauber über diesem Ort, den auch die tausende von Besuchern nicht zerstört haben, sondern, der sie immer noch berührt.

Weimar, diese kleine Stadt der Klassik huldigt ihren Dichtern: Goethe, Schiller, Herder. Sie haben sie geprägt und bekannt gemacht.

Lassen Sie sich entführen für einen Tagesausflug oder für einige Tage in Weimar im Frühling und fühlen Sie auch die letzte Strophe nach:

Zufrieden jauchzet groß und klein

Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein.

Wir von da sempre waren schon oft in Weimar und haben immer wieder die wohltuende Atmosphäre dort genossen.

Das wünschen wir Ihnen auch!

Weimar, Park an der Ilm mit Goethes Gartenhaus

Vor dem Tor

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick,
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dort her sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die grünende Flur.
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlts im Revier,
Sie nimmt geputzte Menschen dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurück zu sehen!
Aus dem hohlen finstern Tor
Dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden:
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus der Straßen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
Durch die Gärten und Felder zerschlägt,
Wie der Fluß in Breit und Länge
So manchen lustigen Nachen bewegt,
Und, bis zum Sinken überladen,
Entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein!

(Johann Wolfgang von Goethe, Faust I)

Sieglinde Graf,  im März 2012