Absolut sehenswert: Biennale Arte 2013 in Venedig

In Venedig kann man in diesem Jahr nicht nur echte Venezianer aus Fleisch und Blut sehen, sondern auch künstlerische. Auf der diesjährigen Biennale Arte nämlich. Die Installation  „Venezianer“  des polnischen Künstlers Pawel Althammer war höchst beeindruckend: Der reduzierte Körper als Träger der Seele. Im Venedig dieser Tage hat dies eine besonders hohe Aussagekraft.

Diese 55. Biennale Arte ist weiträumig und absolut sehenswert. Sie umfasst die ganze Stadt und hat uns begeistert.

Arsenale: Installation „Venezianer“

Einzelne Palazzi wurden von Ländern wie z.B.  Aserbeidschan „bespielt“, das Arsenale war mit einem großen Gelände beteiligt und wie immer gab es in den Pavillons in den Giardini Kunst vom Feinsten.  Am besten hat uns dort der englische Pavillon gefallen: witzig, englischer Humor gepaart mit Selbstreflexion über die Situation der englischen Gesellschaft. Der deutsche Pavillon war dieses Mal im Französischen  – ein gelungener Kunstgriff dieser Tausch, zumal  der französische Pavillon wesentlich eleganter ist als der zu NS-Zeiten erbaute deutsche Pavillon. Internationale Künstler wie z.B. Ai Weiwei zeigten dort, dass   politische Kunst und ihre Aussagen global verstanden werden. Ai Weiweis Mutter war bei der Eröffnung zugegen, weil er selbst immer noch ohne Reisepass ist.

Seine Installation mit über 800 chinesischen, hölzernen Dreibein-Hockern ist überaus beeindruckend. Sie stellt u. a. den traditionellen Bruch dar, seit statt hölzerner allseits verwendbarer Hocker nun Modelle aus Plastik und Aluminium in die chinesischen Haushalte einziehen: Millionenfache Anti-Modelle für Nachhaltigkeit. Sie steht aber auch für die Mega-Cities, in der der einzelne Mensch zwar nötig ist, aber in der Vernetzung untergeht.

Ai Weiwei: Installation aus 800 chinesischen Drei-Bein-Hockern

Il Palazzo Enciclopedic

Grundsätzlich hat der italienische Kurator Massimiliano Gioni die Biennale unter das Motto gestellt: „Enzyklopädie des Weltwissens“. Ein Gedanke, der heute mit Wikipedia einige Realität bekommen hat.  Maurino Auriti, ein italo-amerikanischer Künstler hat schon 1955 dies  in dem Modell seines „Palazzo Enciclopedico“ festgehalten, der in New York gebaut werden sollte und das gesamte Wissen der Welt beinhalten sollte. Er wurde nie gebaut. Das auf der Biennale ausgestellte (Denk-) Modell schaut jedoch imposant aus.

Die gesamte Biennale 2013 hat uns  sehr beeindruckt, denn sie ist eine Schau der bildnerischen Kunst der gesamten Welt von Amerika, Europa, Asien, Australien und Afrika.

Sie ist noch bis 24. November 2013 zu sehen und unbedingt eine Reise wert.

Eine sehr gute Vorbereitung oder – wenn Sie nicht persönlich hinfahren können – eine feine Sofa-Lektüre ist das Sonderheft: art spezial Biennale Venedig zum Preis von 12,80 €. Online im art-Shop erhältlich.

Und sollten Sie einfach so Lust auf Venedig bekommen wollen, lesen Sie meinen Blogbeitrag: Wenn die Gondeln schlafen vom Juni 2013.

Sieglinde Graf, im September 2013

(alle Fotos von Sieglinde Graf)