Greenfashion – Gastbeitrag von Susanne Nagel

Auf meinem Weg rotlilie, mein kleines Stricklabel, zu etablieren, habe ich Sieglinde Graf kennengelernt, erst virtuell, dann im echten Leben und es ist eine schöne inspirierende Freundschaft entstanden. Sie hat mich kürzlich gebeten für da sempre auf der Berliner Fashion Week Trends aufzuspüren und mich umzuschauen. Klar, dass ich diesem Ansinnen gern nachgekommen bin!

Mein Hauptfocus galt der neuen Kollektion von Wiebke Möller. Sieglinde führt ihre Accessoires, vorwiegend Schals, seit Jahren bei da sempre und sie erfreuen sich großer Beliebtheit. Frau Möller kooperiert neuerdings mit Fortschritt Berlin, gestrickt und designt wird nach wie vor in Hamburg. Beide Label bilden eine fantastische Einheit: Wiebke Möller farbenfroh wie eh und je, paart sich mit dem reduzierten Bauhaus-Stil von Fortschritt Berlin. Die Qualität ist gleich gut: feinstes Merino, Seide-Merinomischung, Tencel. Der Showroom lag abseits des Moderummels und ist gleichzeitig auch Flagship Store. Irgendwie bin ich froh, dass ich nicht als Chefeinkäuferin, sondern nur als Qualitätsprüferin ​am Start war – ich hätte womöglich die gesamte Kollektion geordert….

Der Aktionsradius der Fashion Week ist riesig, die Shows in der gesamten Stadt verteilt, es lag nahe, dass ich mich auf Wesentliches konzentrierte und so fiel die Wahl auf den Greenshowroom, in dem „grüne Mode“ gezeigt wurde.

2011 war ich zum ersten Mal in Berlin auf der Modemesse. Die Grüne Mode als Bestandteil der Fashion Week war neu und überschaubar, mit einem exponierten Standort: im Adlon-Hotel. Wenige ausgewählte Label durften ihre Waren in einem Hotelzimmer präsentieren, man befand sich Auge in Auge mit den Designern auf engstem Raum. Später fuhr ich einmal aus Neugierde, ein zweites Mal als Teilnehmerin mit meinem Label rotlilie auf die INNATEX in Wallau, die führende nachhaltige Modemesse  Deutschlands. Als Geschäft war das für mich kontraproduktiv, aber ​das Erlebnis, dabei gewesen zu sein, Messeluft von innen zu schnuppern und sich auf dem ökologischen Textilmarkt umzusehen,​ war das finanzielle Desaster wert!

Green Fashion hat seit langem nichts mehr zu tun mit weitschwingenden Leinenkleidern oder Flowerpower-Farben, sondern ist mitten in der modebewussten Gesellschaft angekommen. Das haben inzwischen auch große Marken begriffen, die einen Teil ihrer Kollektionen mehr oder weniger fair produzieren lassen. Ob die Wege immer nachvollziehbar und wirklich ökologisch sind, vermag ich nicht zu beurteilen, für mich zählt aber schon die Absicht.

Längst haben feinste Garne und Stoffe, elegante und schlichte Schnitte, opulente und dezente Farben Einzug gehalten in die Angebotspalette. Ein Paralleluniversum, das den Vergleich zum großen althergebrachten Modegeschäft nicht scheuen muss.

Mit außergewöhnlichen Ideen präsentierten sich viele junge deutsche und internationale Designer, neben Traditionsfirmen​. Besonders beeindruckt hat mich die Einheit von Nachhaltigkeit, gepaart mit landestypischem Design, alter Handwerkskunst und recycelten Materialien: wunderschön großflächig bedruckte indische Tücher

kunterbunte textile Gürtel und Accessoires aus Peru , mongolisches Kaschmir, blaubedruckte afrikanische Schals und dänisches Strickdesign in zarten Pastelltönen oder schlicht und elegant, wie man es aus dem Norden gewohnt ist. Es sprengt den Rahmen, Label aufzuzählen, sie sind alle unter dem Link oben versammelt.

Der Greenshowroom beschränkt sich bisher auf 2 Etagen, das wird sich zukünftig vermutlich ändern. Noch strahlt er eine gewisse Gemütlichkeit aus. Man bewegt sich ungezwungen zwischen allen Kojen und hat weniger das Gefühl, gemustert zu  werden, als es bei den großen namhaften Labeln der Fall ist. Hier gibt es (noch) keinen Modezirkus, wäre schön, es bliebe noch länger so.

Offensichtlich wurden die Erwartungen auch in diesem Jahr erfüllt: Die „neuen Kollektionen ernteten viel Beifall. Ein komplett ausgebuchter Postbahnhof, ein deutlicher Besucherzuwachs und begeisternde Kollektionsneuheiten: Der Greenshowroom und die Ethical Fashion Show Berlin konnten im Januar 2017 auf ganzer Linie punkten…..“ heißt es im neuesten Newsletter.

Kleiderkauf gehört zu meinen Leidenschaften, ​ob ​als Beraterin​ oder nur zum Stöbern. Soviel Mode auf einmal​ macht aber dann schon eine Weile satt und mein Gedächtnis für unwichtige Dinge hat wieder eine Fülle neuen Stoff bekommen.

Danke Sieglinde, du kannst im Sommer ​wieder auf mich zählen!

Susanne Nagel, rotlilie    im Februar 2017

Sehr herzlichen Dank liebe Susanne,  für Deinen  feinen Gastbeitrag auf unserem Blog und die interessanten Einblicke in die aktuelle „grüne Mode“, die bei sempre ja auch eine große Rolle spielt. Danke auch für die schönen Schnappschüsse, die uns die besprochenen Accessoires noch etwas näher bringen.

Susanne hat auch einen Blog. Schauen Sie doch mal rein:

http://rotlilie.blogspot.de/

Sieglinde Graf & das Team von da sempre

Alle Fotos sind von Susanne Nagel