Eine Reise ins Veneto, mal ganz ohne Venedig

Wenn Sie einmal touristische Höhepunkte erleben möchten, ohne mit vielen Touristen zusammen zu sein, dann sollten Sie ins Veneto reisen und dabei Venedig meiden.

Wir haben kürzlich eine Urlaubs-Woche in Vicenza verbracht und fanden es ganz ausgezeichnet.
Die Stadt Palladios hat jede Menge wunderschöne kulturhistorische Bauten und ist dabei ganz sie selbst geblieben. Auf den Straßen nur Italiener, kaum mal ein andere Sprache zu hören. Vicenza ist eine Geschäftsstadt mit extrem wenig Tourismus. Nur am Samstagnachmittag gibt es mal eine Führung auf englisch und deutsch. Aber es gibt alle Infos im sehr freundlichen Info-Büro und auch gute Reiseführer.

In unserem Hotel Vergilius, das wirklich sehr zu empfehlen ist (www.vergilius.it), konnten wir uns dann wunderbar erholen nicht nur im Pool und Spa, sondern auch im coolen Design des Hotels. Keine überflüssigen Schnörkel, gutes Design überall – eine Erholung für Geist und Auge nach all der überbordenden Kultur der Städte des Veneto. Allerdings muss man damit leben im Urlaub beim Frühstück auf smarte Italiener in dunklen Anzügen und Italienerinnen mit hohen Stöckeln zu treffen, die bereits mit Gedanken bei ihrem Kongress oder ihrer Arbeit sind …
Uns hat gerade dieser Gegensatz sehr gefallen.

Padua ist eine quirlige junge Stadt mit sehr vielen Studenten und Schülern. Wir kamen mitten rein in die Doktorfeiern der jungen Menschen, die in der Stadt unter lautem Glücksgejohle stattfanden. Lorbeerkränze und Spumante-Flaschen in der Hand zogen sie von einer Altherrenkappelle begleitet durch die Straßen: „dottori, dottori“ wurde lauthals gesungen.
Auch der riesige, vormittägliche Markt rund um den Palazzo della Ragione ist typisch italienisch, laut und voll Lebensfreude.
Natürlich bietet Padua viel mehr. Die Scrovegni-Kappelle mit den „heiligen“ Bildern Giottos zum Beispiel. Wir haben uns vom Hotel aus schon angemeldet, da immer nur 25 Menschen durch eine Klimaschleuse hindurch in die Kappelle dürfen. Es hat sich absolut gelohnt.
Ebenso der Besuch der riesigen Basilika des Heiligen Antonius. Ein Muss!

Landleben war früher aber auch sehr angesagt. Die schönsten Villen der Noblen stehen auf dem Land. Wir haben u. a. die Villa Barbaro (ausgemalt von Veronese) besichtigt. Mit Filzlatschen über den Schuhen schlappt man durch die Räume. Aber auch hier: viele Italiener, wenig andere Touristen – zumindest Mitte Juni.

Asolo, das ist Sommerfrische pur für Gutbetuchte. Hier waren schon immer die Stars gern in Urlaub. Früher Eleonora Duse z. B. und heute Hollywood-Stars.
Wir haben keine bekannten Gesichter getroffen, aber dafür viele andere Menschen, die sich auch von Asolo angezogen fühlten. Ein bisschen „dauerndes Rothenburg ob der Tauber-Gefühl“ überkam uns. Allerdings traumhafte Landschaft dazu und am Abend wurde es dann auch ruhiger.

Für uns von da sempre war ein Höhepunkt der Besuch der Grafiche Tassotti in Bassano del Grappa, von der wir viele Artikel unserer Papeterie beziehen. (Bassano selbst ist auch absolut schön mit der tollen Holzbrücke über die Brenta!).
Signora C. von Tassotti hat uns freundlich empfangen und durch das Werk geführt. Man merkt den Menschen dort an, dass sie von ihren Produkten überzeugt sind. Vieles wird in Handarbeit durchgeführt und alles in Bassano selbst hergestellt. Wir waren sehr davon angetan.
Auch von der Führung in deutsch, zumal Signora C. uns verraten hat, weshalb sie so gut Deutsch spricht. Sie hat vor vielen Jahren dies beim Kellnern in einem Lokal hier bei uns in Franken gelernt. Und was fränkische Bratwürste und ein Schweinebraten sind, das wusste sie noch ganz genau.

Womit wir beim Essen angelangt sind. Polenta hat uns immer sehr gut geschmeckt und auch die köstlichen, heimischen Truffo di Berici, die es auf die Pasta gab. Überhaupt war es eine stilvolle, aber nicht überkandidelte Küche, die wir in den Lokalen vorfanden. Und immer sehr nette Wirtsleute, die uns gern alles „mit Händen und Füssen“ erklärt haben, denn oft konnten sie auch nicht besonders gut englisch. Von Deutsch gar nicht zu reden.

Eine wunderbare Gegend, in der wir sicher nicht zum letzten Mal waren.
Sieglinde Graf